Projekte - Erlesene Zukunft - Motivation aus biografischer Erfahrung

Entscheidender Anstoß für die Konzeption “Erlesene Zukunft” ist eine biografische Erfahrung, die meinen Bildungswerdegang entscheidend prägte. Bedingt durch den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen konnte ich nämlich nur 6 Jahre zur Schule gehen. Durch die Selbstlern-Erfahrung des Lesens ist es jedoch gelungen, mich aus dieser intellektuellen Mangelsituation selber so weit zu befreien, dass ich später ohne eine höhere Schulbildung in der Lage war, den Ansprüchen zweiter Diplom-Studiengänge zu genügen und sie mit guten Abschlüssen zu beenden.

Vom Sommerende 1944 bis zur Jahresmitte 1946 konnte ich nicht zur Schule gehen. Ich hatte in Masuren mit Beginn der vierten Klasse aufgehört und der Lehrer im Ruhrgebiet sagte meiner Mutter: “Ihr Junge ist zwei Jahre nicht zur Schule gegangen, wahrscheinlich müssen wir ihn in die dritte Klasse zurück setzen!” Doch ich konnte in der vierten Klasse bleiben. Und innerhalb weniger Wochen wurde ich dann über die fünfte bis in die 6. Klasse versetzt und im Herbst 1949
aus der Abschlussklasse der damals so genannten Volksschule entlassen - und konnte meine Bergbaulehre beginnen. Hätte ich nämlich mit der 6. Klasse meine Schulzeit beendet, wäre keine Lehre möglich gewesen. Ohne einen Lehrabschluss wäre das Studium als Ausnahmestudent an der Deutschen Sporthochschule Köln unmöglich geworden - und darauf aufbauend das Zweitstudium der Erziehungswissenschaften.

Der Grund für meine gute Schul- und Studienfähigkeit war, dessen bin ich mir heute ganz sicher, das Lesen. Hatte ich doch schon im Nachkriegsjahr 1945/46 in Masuren verlassene Häuser nach Büchern durchsucht und im Ruhrgebiet brachte ich dann aus der Werksbibliothek der Zeche Gewerkschaft Auguste Victoria, auf der mein Vater und später auch ich arbeiteten, immer mehrere Bücher gleichzeitig nach Hause. Damals habe ich gelesen, weil ich neugierig war, weil ich durch eine Geschichte oder ein Buch die schönen, fröhlichen oder traurigen Gefühle anderer Menschen kennen lernen oder selbst fernste Planeten besuchen konnte. Auf diese Weise habe ich jene großartige Möglichkeit erfahren, die unsere Sprache ist, um unser Leben und die Welt besser kennen zu lernen und zu verstehen. Später habe ich über meine universitäre Ausbildung hinaus diese Lese-Erfahrungen auch genutzt, um das Handwerk des kreativen Schreibens zu entdecken und weiter zu entwickeln; ist doch die Lesefähigkeit die Voraussetzung des Schreibens. Inzwischen habe ich durch die Veröffentlichung mehrerer Dutzend Einzelpublikationen - Romane, Erzählungen, Sachbücher - meine literarische Vielseitigkeit erprobt und bewiesen. Darüber hinaus habe ich in Hörspielen, Theaterstücken und musikliterarischen Arbeiten grenzüberschreitende Erfahrungen gesammelt und angewendet. Auf diese Weise. wurde ein umfangreiches kreatives Erfahrungs-Potential aufgebaut, erweitert durch meine Tätigkeit als Erziehungswissenschaftler, das mich befähigt, mein Wissen in methodisch erfolgreicher Weise auch anderen zu vermitteln. Aufgrund dieser Jahrzehnte währenden biografischen Erfahrung, erweitert und vertieft durch Studium und Beruf, stehen mir literaturpädagogische Möglichkeiten zur Verfügung, die es erlauben, sowohl junge Menschen als auch Erwachsene auf kreative Weise lesend und schreibend erfolgreich anzuleiten und zu fördern.

Nach Absprache sind unterschiedliche Veranstaltungsformen (z.B. Vortrag, Lesung, Werkstattgespräch, Workshop, Schreibseminar, etc.) für junge Menschen oder Erwachsene möglich - sowohl im schulischen als auch im außerschulischen Bereich.